Wo kommt hochwertiges Leder her, dass für Schuhe, Taschen und zum Teil auch für Möbelstücke verwendet wird? Dieser Frage gingen Nettetals Bürgermeister Christian Küsters und Hans-Willi Pergens bei ihrem Besuch der Richard Hoffmans GmbH & Co. KG in Nettetal-Breyell nach - und bekamen Antworten.
Das im Jahr 1899 gegründete Unternehmen in Familienbesitz ist spezialisiert auf die Veredelung von Rindsoberleder. Heute sorgen 90 Mitarbeitende dafür, dass die ausschließlich aus Europa stammenden Rinds- und Kalbshäute bei internationalen Modehäusern aufgrund ihrer hohen Qualität gefragt sind. Während die Häute früher noch in Breyell gegerbt wurden, entfällt dieser Arbeitsschritt mittlerweile. Die im Herkunftsland bereits gegerbten Häute werden vor Ort konserviert und erst dann nach Breyell geliefert. „So ist das Gewicht viel geringer, die Transporte werden dadurch deutlich günstiger", erklärt Oliver Mauckner, Technischer Leiter und Finanzleiter, das ökomische und ökologische Vorgehen. In Breyell erfolgt nun noch eine Nachgerbung und Trocknung, anschließend werden die Häute gefärbt und lackiert und verlassen den Unternehmenssitz als hochwertiges Produkt, dass im Premiumsektor zur Weiterverarbeitung genutzt wird.
Um Leder dieser Güte herzustellen, ist seit jeher ein großer Energieaufwand notwendig. Daher machen dem Unternehmen gerade aktuell die stark gestiegenen Energiekosten schwer zu schaffen. Diese stetig zu minimieren und neben wirtschaftlichen Effekten auch für Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu sorgen, ist mittlerweile fester Bestandteil der Firmenphilosophie. So wurde bereits die Warmwasser- und Dampfproduktion auf Gas umgestellt und die Energieeffizienz durch Wärmerückgewinnung erhöht. Mit der Errichtung eines eigenen Blockheizkraftwerks wird selbst Strom produziert und die anfallende Abwärme in die Warmwasserproduktion geführt. Der Bau einer Photovoltaikanlage auf dem Firmengelände ist ebenso ein weiterer Baustein auf dem Weg zu einem energieautarken Unternehmen.
Darüber hinaus ist die Richard Hoffmanns GmbH & Co. KG „gold-rated" bei der „Leather Working Group". Dieser internationale Zusammenschluss von Marken, Chemielieferanten und Herstellern setzt höchste Maßstäbe an ihre Mitglieder und deren Erzeugnisse. Bürgermeister Christian Küsters zeigte sich nach einem Rundgang, bei dem auch das neue Technikum, ein Forschungs- und Entwicklungszentrum, gezeigt wurde, beeindruckt.
Es gibt nicht mehr viele Gerbereien, mit einem Mitbewerber aus Wegberg sind es in dieser Region lediglich noch zwei Betriebe. Das hat auch Folgen für den Beruf des Gerbers, an den am Hubertusplatz in Schaag eine Statue erinnert. Fachkräfte sind auch in diesem Berufsfeld Mangelware. Und so schöpft das Unternehmen verschiedene Möglichkeiten aus, um Mitarbeiternachwuchs zu bekommen. So nimmt die Lederfabrik alljährlich auch am Tag der offenen Betriebe statt, den die Stadt Nettetal mit den hiesigen weiterführenden Schulen organisiert.
Im kommenden Jahr feiert das Unternehmen seinen 125. Geburtstag. Bis dahin hofft Oliver Mauckner, weitere Mitarbeitende gewinnen zu können: "Die Branche ist sehr spannend, die spezialisierten Berufe sehr nachgefragt. Wer Interesse an einer Ausbildung zur Fachkraft für Lederverarbeitung oder zum Ledertechniker hat, ist bei uns jederzeit herzlich willkommen."
www.hoffmans-leder.de