Die Stadt Nettetal hat nach § 27 der Gemeindeordnung des Landes NRW einen Integrationsrat. Der Integrationsrat ist das politische Repräsentationsgremium aller eingewanderten Menschen und ihrer Nachkommen auf kommunaler Ebene. Neben den gewählten Vertretern und Vertreterinnen gehört ihm auch entsandte Ratsmitglieder an. Alle Mitglieder im Integrationsrat arbeiten auf Augenhöhe an einer effektiven Integrationspolitik.
Als demokratisch gewähltes Gremium erfüllt der Integrationsrat zwei Funktionen: Er ist Expertengremium für das Thema Integration und bildet zugleich die politische Vertretung aller eingewanderten Menschen und ihrer Nachkommen in Nettetal.
Aufgabe
Integration ist als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe zu verstehen, daher kann und soll der Integrationsrat als Bindeglied zum Stadtrat und in die politischen Gremien fungieren sowie sich mit allen Angelegenheiten der Gemeinde befassen. Dazu gehören beispielsweise die Antidiskriminierungsarbeit, die Förderung natürlicher Mehrsprachigkeit, der erfolgreiche Übergang von der Schule in den Beruf, Kulturangebote oder der Umgang mit den besonderen Belangen bei Pflegebedürftigkeit. Der Integrationsrat kann einen bedeutenden und äußerst wichtigen Beitrag dazu leisten, die gleichberechtigte Teilhabe sowie Chancengerechtigkeit und -gleichheit aller eingewanderten Menschen und ihrer Nachkommen in Nettetal stetig zu verbessern. Dies tun die Mitglieder rein ehrenamtlich.
Integrationsratswahl
Integrationsrat Nettetal 2020–2025
Im Rahmen der Kommunalwahl am 13. September 2020 wurde ein neuer Integrationsrat für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Laut § 8 Abs. 1 der Hauptsatzung der Stadt Nettetal setzte sich der Integrationsrat ursprünglich aus 13 Mitgliedern zusammen:
- Acht Mitglieder wurden von den Nettetaler Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund direkt gewählt.
- Fünf Mitglieder wurden vom Stadtrat entsandt.
Bei der Wahl vereinte eine Einzelbewerberin deutlich die meisten Stimmen auf sich, wodurch ihr theoretisch drei Sitze zugewiesen worden wären. Da eine Einzelperson jedoch nicht mehrere Plätze besetzen kann, blieben zwei Sitze unbesetzt.
Der Integrationsrat bestand daher zunächst aus sechs direkt gewählten Mitgliedern und fünf entsandten Ratsmitgliedern, insgesamt also aus elf Mitgliedern.
Im Jahr 2021 legte eines der gewählten Mitglieder sein Mandat nieder. Infolgedessen erfolgte eine Neubesetzung durch den Stadtrat, um die Handlungsfähigkeit des Integrationsrates zu gewährleisten.
Integrationsratswahl 2025
Zeitgleich mit der Kommunalwahl am 14. September 2025 werden auch die Wahlen zum Integrationsrat abgehalten. Kandidieren können deutsche und nichtdeutsche Einwohnerinnen und Einwohner, die mindestens 18 Jahre alt sind, seit mindestens einem Jahr in Deutschland leben und seit mindestens drei Monaten in ihrer jeweiligen Stadt mit Hauptwohnsitz gemeldet sind. Voraussetzung ist zudem, dass sie im Sinne des Wahlgesetzes das passive Wahlrecht besitzen (also wählbar sind).
Wahlperiode und Wahlvorschläge
Integrationsräte werden für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt, sodass die kommende Wahlperiode bis September 2030 reicht. Eine Ausnahme bildet der Rücktritt aus persönlichen Gründen, der eine vorzeitige Niederlegung des Mandats erforderlich machen kann.
Wahlvorschläge können entweder als Listen- oder Einzelvorschläge eingereicht werden. Sie müssen von einer festgelegten Anzahl wahlberechtigter Personen unterstützt werden. Der Landesintegrationsrat empfiehlt ausdrücklich die Bildung von Listen, um eine stärkere Interessenvertretung zu ermöglichen. Darüber hinaus können auch Stellvertreterinnen und Stellvertreter gewählt werden.
Mitglieder des Integrationsrates
Die aktuellen Mitglieder des Integrationsrates der Stadt Nettetal sind:
- Nimet Said (gewähltes Mitglied)
- Murat Sinc (gewähltes Mitglied)
- Melissa Akgün (gewähltes Mitglied)
- Angelika Stiepel (gewähltes Mitglied)
- Murat Cetinkaya (gewähltes Mitglied)
- Karin Banck (SPD)
- Frank König (CDU)
- Michael Meerkötter (Bündnis 90/ Die Grünen)
- Andreas Zorn (WIN)
Vorsitzende: Frau Nimet Said
1. Stellvertreter: Herr Andreas Zorn
2. Stellvertreter: Herr Murat Sinc
Weitere Informationen
Der Integrationsrat tagt regulär zweimal im Jahr.
Besucherinnen und Besuchern sind zum öffentlichen Teil der Sitzungen herzlich eingeladen.
Die genauen Termine, die Tagesordnung, die Vorlagen und die Niederschriften sind über das Ratsinformationssystem der Stadt Nettetal einzusehen.
Der Integrationsrat ist erreichbar unter: integrationsrat@nettetal.de
Projekte
Schwimmkurs für Frauen zur Förderung der Integration
Der Integrationsrat Nettetal hat im Jahr 2023 einen Schwimmkurs für Frauen mit internationaler Familiengeschichte ins Leben gerufen. Ziel des Kurses ist es, Frauen unterschiedlicher Altersgruppen und kultureller Hintergründe eine sichere Umgebung zu bieten, in der sie lebenswichtige Schwimmfähigkeiten erlernen und sich gleichzeitig sozial austauschen können.
Für viele Frauen, besonders geflüchtete, ist das Element Wasser oft mit traumatischen Erfahrungen verbunden. In diesem speziell konzipierten Kurs können sie in ihrem eigenen Tempo Ängste abbauen, ihr Selbstbewusstsein stärken und mit Freude schwimmen lernen. Die erfahrene Schwimmlehrerin Andrea Rißdorf leitet den Kurs und unterstützt die Teilnehmerinnen in einer wertschätzenden Umgebung.
Der wöchentliche Kurs findet im Kiependraegerbad in Breyell statt. Nach anfänglicher Finanzierung durch den Integrationsrat wird die Fortsetzung des Kurses nun vom KreisSportBund Viersen e.V. und dem Verein Flüchtlingshilfe Nettetal e.V. unterstützt. Diese positive Resonanz zeigt, wie wertvoll Programme sind, die gezielt auf die Bedürfnisse einer vielfältigen Gemeinschaft eingehen. Der Integrationsrat Nettetal bleibt engagiert, die Integration und das Zusammenleben in Nettetal zu fördern.
Pressebericht über das Projekt 2024: https://www.extra-tipp-am-sonntag.de/viersen/integrationsrat-nettetal-initiiert-schwimmkurs-fuer-frauen_aid-118785599
Gemeinschaftliches Fastenbrechen
Der Integrationsrat der Stadt Nettetal organisiert jährlich ein Fastenbrechen in Nettetal. Die Veranstaltung bietet eine Gelegenheit für Begegnungen und den interkulturellen Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen.
In einer herzlichen und offenen Atmosphäre genießen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer traditionelle Speisen und teilen die besonderen Bräuche des Ramadan. Ziel des Abends ist es, das gegenseitige Verständnis zu fördern und Brücken zwischen den verschiedenen Gemeinschaften in Nettetal zu bauen.
Die positive Resonanz auf die Veranstaltungen zeigt, wie wichtig solche interkulturellen Treffen für das Zusammenleben in Nettetal sind. Der Integrationsrat plant, diese Tradition auch in Zukunft fortzuführen, um den Dialog zwischen den Kulturen weiter zu fördern.
Pressebericht über das Projekt 2023: https://rp-online.de/nrw/staedte/nettetal/nettetal-muslime-laden-zum-fastenbrechen-ein_aid-87516601
Mit bunten Farben gegen braune Parolen
Bereits zum zweiten Mal konnte der Integrationsrat Frau Irmela Mensah-Schramm für Workshops an den weiterführenden Schulen in Nettetal gewinnen, zuletzt 2024 im Rahmen der Projektwoche „Nettetal ist bunt und engagiert“. Die erfahrene Aktivistin, die seit vielen Jahren gegen Hassbotschaften und diskriminierende Parolen im öffentlichen Raum vorgeht, sensibilisierte die Schülerinnen und Schüler für die Themen Zivilcourage, Toleranz und respektvolles Miteinander.
In den Workshops berichtete Frau Mensah-Schramm von ihren Erfahrungen und verdeutlichte anhand praktischer Beispiele, wie jeder Einzelne im Alltag aktiv gegen Diskriminierung und Hass vorgehen kann. Die interaktiven Veranstaltungen gaben den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich intensiv mit diesen wichtigen Themen auseinanderzusetzen und über die Bedeutung eines solidarischen Zusammenlebens zu reflektieren.
Die Workshops leisteten einen wertvollen Beitrag zur Projektwoche und stärkten das Bewusstsein für die gesellschaftliche Verantwortung jedes Einzelnen.
Pressebericht über das Projekt 2024: https://www.imgraf.de/epaper-archiv/#flipbook-df_439/19/
Würdigung der Muttersprache
Das Projekt „Würdigung der Muttersprache“ des Integrationsrates Nettetal setzt einen klaren Fokus auf die Anerkennung und Förderung der Mehrsprachigkeit als wertvolle Kompetenz. Ziel ist es, die sprachliche Vielfalt der Stadt sichtbar zu machen und den respektvollen Umgang mit verschiedenen Kulturen zu stärken. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Sensibilisierung pädagogischer Fachkräfte, der Bereitstellung unterstützender Materialien sowie der Integration des Themas in die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. In einer Stadt, in der ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger eine internationale Familiengeschichte hat, wird so ein entscheidender Beitrag zur kulturellen Sensibilität und zum Abbau von Vorurteilen geleistet.
Um diese Ziele zu erreichen, wurden unter anderem mehrsprachige Flyer erstellt, Bücher in Muttersprachen in der Stadtbücherei bereitgestellt und bilinguale Vorlesungen organisiert. Zudem wurden alle Kindertagesstätten mit Starterpaketen ausgestattet, die Materialien wie Broschüren, Bücherkisten und kindgerechte Hilfsmittel enthalten. Die immense Sprachenvielfalt – allein in den Kindertagesstätten werden 44 Sprachen gesprochen – unterstreicht die Bedeutung dieses Projekts. Unterstützt wird die Initiative durch Bürgermeister Christian Küsters, der die Schirmherrschaft übernommen hat.
Mit diesem Projekt schafft Nettetal eine Grundlage, Mehrsprachigkeit nicht nur als Bereicherung zu verstehen, sondern sie aktiv zu fördern und langfristig in der Gesellschaft zu verankern.
Pressebericht über das Projekt 2022: https://rp-online.de/nrw/staedte/nettetal/nettetal-will-bei-kindern-die-muttersprache-foerdern_aid-66735707